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Rezension des Buches von Steven Christ und Angelika Goldner

Diese Kritik erschien in der Zeitschrift Berliner Dialog 2-96, Seite 22-25, und wird hier mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers, Pfarrer Thomas Gandow, wiedergegeben.

Inhalt

  1. Im Wortlaut: Erklärung der Konsultation Landeskirchlicher Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen
  2. Die Rezension: "Das Eindrucksvolle an Scientology" von Wolfgang Behnk
  3. Drei Fragen zur Diskussion um die Einschätzung von Scientology


Im Wortlaut: Erklärung der Konsultation Landeskirchlicher Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen

Seit Anfang dieses Jahres wird das Buch des Autorenehepaares Angelika Christ und Steven Goldner: "Scientology im Management" (Econ-Verlag) medienwirksam als Standardwerk zur Aufklärung der deutschen Wirtschaft über die Scientology-Gefahr herausgestellt.

Eine frühe kritische Rezension von Bärbel Schwertfeger im "Blick durch die Wirtschaft" vom 11.10.1995 sowie in der "Süddeutschen Zeitung" vom 27./28.1.1996, die den Verfassern eine "drastische" Verharmlosung der Psycho-Organisation vorwarf, wurde vom bayerischen landeskirchlichen Sektenbeauftragten Dr. Wolfgang Behnk aufgrund einer ausführlichen inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Grundaussagen des Buches bestätigt.

Behnk hält den Autoren vor, daß sie totalitäre Organisationen wie Scientology mit einer - bei rechter "Dosis" - nützlichen "Medizin" vergleichen, das "Anerkennenswerte" und "Gute an Scientology" hervorheben und in Scientology keine ernsthafte Bedrohung für Wirtschaft und Gesellschaft sehen wollen. Einzelnen Kritikern wird in dem Buch vorgeworfen, "mit Scientology so umzugehen wie die Nazis mit den Juden". Die Autoren berufen sich ausdrücklich auf die scientologische Hetzbroschüre "Haß und Propaganda. Sanktioniert und betrieben von Medien und Behörden" (1993), die hierfür den "akribischen Nachweis" erbracht habe. Behnk erscheint auch bedenklich, daß Christ und Goldner Kritiker von Scientology mit dem Vorwurf des "Rufmords" belegen. Die Autoren scheuen nicht davor zurück, eine von ihren unter der "psycho-terroristischen Variante" des "Rufmords" verhandelte Scientology-Kritikerin in ihrem Vorgehen mit "Terroristen" zu vergleichen, die "unschuldige Opfer mit Waffengewalt ermorden".

Jetzt warf Goldner auch dem bayrischen landeskirchlichen Sektenbeauftragten vor, daß er "dem Muster des 'psycho-terroristischen Rufmords'" folge. Wir, die Unterzeichner, verwahren uns gegen die Maßlosigkeit dieses Angriffs und erklären, daß wir die von Behnk vorgetragenen Bedenken gegenüber dem Buch teilen.

Pastor Detlef Benarath, Lübeck; Kirchenrat Dr. Friedrich Büchner, Eisenach; Pfarrerin Ingrid Dietrich, Leipzig; Pfarrer Dr. Andreas Fincke, Magdeburg; Provinzialpfarrer Thomas Gandow, Berlin; Pfarrer Dr. Rüdiger Hauth, Witten; Pfarrer Joachim Keden, Düsseldorf; Landespastor Dr. Matthias Kleiminger, Güstrow; Pastor Wilhelm Knackstedt, Hannover; Pfarrer Friedrich von Kymmel, Usedom; Pastorin Dr. Gabriele Lademann-Priemer, Hamburg; Pfarrer Jörg Michel, Hoyerswerda; Pastor Jörn Möller, Hamburg; Pfarrer Rainer Schumann, Oldenburg; Pfarrer Eduard Trenkel, Kassel; Pfarrer Bernhard Wolf, Nürnberg; Pfarrer Ekkehart Zieglschmid, Dresden

Kassel, den 24.5.1996
- Der Geschäftsführer - Pfr. E. Trenkel, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel


Die Rezension

"Das Eindrucksvolle an Scientology"

von Wolfgang Behnk

Angelika Christ, Steven Goldner: Scientology im Management. Econ Verlag Düsseldorf 1995; 39,80 DM.

Im BERLINER DIALOG 2-95 hatten wir in den "Buchhinweisen" diese Veröffentlichung über Scientology und Wirtschaft angekündigt. Unser erster Buchhinweis erfolgte damals auf Grund der Verlagsmitteilungen. Nachdem nun das Buch vorliegt, ergeben sich dringende Rückfragen. Wir haben Pfr. Dr. Behnk um die Rezension des Bandes geben. - Red.

Kaum war das Buch "Scientology im Management" (Econ-Verlag) von Angelika Christ und Steven Goldner Anfang des Jahres auf dem Markt, bescheinigte ihm die Süddeutsche Zeitung (SZ) den Rang eines "mittlerweile" anerkannten "Standardwerks" [1]. Lange, so war allerorts zu hören, habe die Wirtschaft auf eine derartige Untersuchung gewartet. Laut Eigenwerbung des Umschlagtextes ist es imstande, den "deutschen Chefetagen" zu zeigen, wie man Versuche scientologischer Einflußnahme erkennen und abwehren kann und zwar auf "ganz einfachen Wegen".

Zu einer äußerst kritischen Einschätzung des Scientology-Buches der Frankfurter "Berater" Christ und Goldner und der Arbeitsweise der Autoren kommt Bärbel Schwertfeger im "Blick durch die Wirtschaft" aus dem FAZ-Verlag bereits am 11. Oktober 1995. Ihr Artikel wird, wenige Tage nach dem lobenden SZ-Artikel, am 27./28. Januar auch in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlicht.

Das Autorenehepaar spiele die Gefahr der Scientology-Organisation "drastisch herunter" und bestätige nur "diejenigen, die sich bisher untätig zurücklehnten", lasse bei der Behandlung des Problems falscher Unterwanderungsverdächtigungen sowie der seitenlangen Anprangerung einer Sektenkritikerin die "beschworene Sachlichkeit" nicht erkennen und stürze mit der "Verharmlosung" totalitärer Gruppen "des öfteren ab".

Man sollte meinen, mit dieser sachgemäßen Rezension sei der anfängliche öffentliche Eindruck, bei dem Buch handle es sich um ein erstklassiges Standardwerk, als Irrtum erkannt. Leider ist dies nicht der Fall. Auf Grund seiner geschickten Präsentation bahnte sich das Buch im Blitzstart den Weg der Anerkennung bis in renommierteste "Sektenexpertenkreise", gerade auch auf politischer Ebene, von wo aus es bisher wärmstens weiterempfohlen wurde.

Ideologie bleibt außen vor

Die von Bärbel Schwertfeger erahnte Wahrheit um das Buch, so hat sich inzwischen gezeigt, ist bitterer als bislang angenommen. Nicht nur hier oder dort stürzen die Autoren ab, sondern fundamental. Was seinen Inhalt, sein Zustandekommen und seine Funktion betrifft, eignet dem Werk ein irreparabler Grundschaden. Das Buch liefert, abgesehen von längst bekanntem Allgemeinwissen über Scientology, keine Information, sondern - zumindest der Wirkung nach - geschickt in Tabellen und Grafiken verpackte gefährliche sachliche Desinformation, unterfüttert mit haarsträubenden Werturteilen. Indem Christ und Goldner in ihrem Werk die obskure "Heilslehre" der Scientology-Organisation "bewußt außen vor" lassen, geben sie zu verstehen, daß sie diese in ihrer Funktion und Intention nicht verstanden haben. Bei den scientologischen "Heilslehren" handelt es sich aber keineswegs um "religiöse" Binnenansichten, die für das Verständnis der Scientology-Organisation irrelevant sind, sondern um deren wirtschaftlich umd gesellschaftlich ausgerichtete Operations-Ideologie mit hochwirksamen Funktionsbefehlen.

Die von den Autoren angestrebte "Beleuchtung" scientologischer "Methoden" mußte schon deshalb mißraten, weil sie sich mit dem totalitären Betriebssystem von Scientology nicht kompetent befaßt haben.

Nur bei vordergründiger "methodischer" Betrachtung kann man - wie sie es tun - den Scientology-Test als "Quatsch im Quadrat" [2] herunterspielen. In Wirklichkeit kommt ihm in der Werbestrategie des Psycho-Unternehmens eine für den Suchenden gefährliche Abholfunktion zu. Das scientologische Verfahren "Dianetik" ist "wissenschaftlich" gesehen gewiß "Unsinn" [3], hat jedoch im psychotechnischen Bewußtseinskontroll-System Scientology eine gefährliche Manipulationsaufgabe. Hier gibt es nicht zu beschwichtigen.

"Das Eindrucksvolle an Scientology"

Nicht nachvollziehbar ist es, wenn die Autoren das "Eindrucksvolle" bei Scientology - wie "systematische Einarbeitung", visionäre "Zielorientierung" und die "breite Palette von Sinneseindrücken" mit viel "Abwechslung" - nicht nur einfühlsam beschreiben, sondern als "bewährte Komposition" loben. "Beim Einhalten von Qualitätsstandards", so klären Christ und Goldner die Chefetagen der deutschen Wirtschaft auf, "könnte sich manche Vertriebs-, Produktions- und Bildungsabteilung eine Scheibe abschneiden." [4]

"Das Gute an Scientology"

Unter der Überschrift "Das Gute an Scientology" erfahren die Bosse, daß man Scientology einen "tatsächlichen Nutzen" einräumen müsse. Die Menschen lernten in solchen Systemen "einiges, was sie auch in anderen Zusammenhängen verwenden können". Jeder Exscientologe bestätige denn auch "Ich habe eine Menge gelernt." [5] Die Autoren konkretisieren die Lernhilfe-Vorzüge von Scientology durch Hinweis auf die dort praktizierte "Technik des Wortklärens" sowie die "Konfrontationsübungen". Es sei doch etwas "Gutes", schwärmen sie, wenn man "ab und ganz akribisch" Wörter nachschlage, um "ihren Sinn im Detail zu erfassen", oder wenn durch das Konfrontieren bei Scientology menschliche "Ängste überwunden wurden" und man seine "zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern" konnte. [6] Christ und Goldner unterschlagen, daß das "Wortklären" bei Scientology das Herzstück des sprachlich-geistigen Gleichschaltungsprogramms bildet. Das Versäumnis, ein nicht verstandenes Wort vor dem Weiterlesen geklärt zu haben, kann bei Scientology zu Verbrechensanklage durch ein "Ethik-Gericht" führen [7]. Ebenso handelt es sich beim "Konfrontieren" nicht um seriöses Interaktionstraining zum Zweck echter Lebenshilfe, sondern um rigorose Psychomanipulation im Sinne scientologischer Durchsetzungsstrategie.

Entscheidet die Dosis?

Die Wertschätzung der Autoren für "das Gute an Scientology" gipfelt in einem Vergleich von "solchen Systemen" mit der Medizin: "Aber es verhält sich wie in der Medizin: Die Dosis entscheidet darüber, ob ein Stoff nützlich oder giftig wirkt!" [8] Die Wirtschaftsmanager lernen also von Christ und Goldner: Das 'totalitäre' System Scientology ist dann "anerkennenswert", "nützlich" und "gut", wenn die Dosis stimmt.

Und ansonsten? Wie steht es mit den von Sektenexperten, Politikern, Scientology-Geschädigten und besorgten Bürgern beschworenen "Gefahren", die von der Organisation ausgehen? Zwar steht in der - für Scientologen verbindlichen - "Einführung in die Ethik" des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard, daß die Kritiker von Scientology wie Leute mit einer ansteckenden Krankheit in speziellen "Quarantäne"-Städten "isoliert" werden sollten [9]. Zwar gilt für Scientologen Hubbards im Hinblick auf einen "Feind" formulierte Option, daß dieser "aufs Straßenpflaster klatscht oder das ganze feindliche Lager als Geburtstagsüberraschung in riesigen Flammen aufgeht." [10] Dies hindert Christ und Goldner aber nicht daran, rundum Entwarnung zu geben: "Aber gibt es auch die beschworenen Mörderbanden, die Scientology-Kritiker 'aufs Pflaster knallen'? Wir finden keine bestätigende Spur. In Deutschland fehlt jeder ernstzunehmende Hinweis. Das gilt auch für die Wirtschaft."[11]

Die "Führungsanweisung Nr. 450" des scientologischen "Religious Technology Center" scheint den Verfassern unbekannt zu sein. Hier heißt es nämlich, daß Scientology nur dann "bei 100 Prozent aller Fälle" funktioniere, wenn Hubbards Technologie "rein und unverfälscht"- "100 Prozent ON-SOURCE" - angewendet würde. [12]

Gewiß wird Scientology ihr Ziel nicht durchsetzen, unser demokratisches Gemeinwesen samt seiner Wirtschaft zu übernehmen. Präventive Vorsicht ist indes geboten, für Verharmlosung besteht kein Anlaß. Die Sichtweise der Autoren ist freilich eine diametral andere: Als "weltlicher Firmenphilosophie" fehle Scientology, so beteuern sie, "der ideologische Nährboden für die Mystifizierung von Gewalt." [13]

Die Krake wird runtergerechnet

Was wollen Christ und Goldner den Wirtschaftslenkern signalisieren, wenn sie versichern, daß es für einen "Aufkauf der Wirtschaft" "keine Anzeichen" gebe, ja, daß Scientology selbst kein "bedrohlich wachsendes Unternehmen" sei? [14] Dies belegten die von Scientology bekannten Zahlen. Befremdlicherweise werden die Zahlen im Interesse des angestrebten Harmlosigkeitsnachweises nicht nur munter runtergerechnet, sondern auch - für eine Diplomvolkswirtin und einen Unternehmensberater ungewöhnlich - falsch berechnet. 1000 Scientology-Neueinsteiger, so multiplizieren Christ und Goldner, erbrächten bei 50.000 DM Mitgliedsgebühren pro Person im ersten Jahr eine Summe von 5 Mio. DM. Kommentar der Rechenkünstler zu ihrem Ergebnis: "Für ein mittelständisches Unternehmen ist dies ein nettes Sümmchen; zu einem 'Konzern' reicht es noch nicht ganz." [15]

Darf es etwas mehr sein? Zum Beispiel 50 Millionen DM, die nach den Gesetzen der Multiplikation tatsächlich herauskommen? Hier bleiben mal so eben 45 Millionen DM auf der Strecke, so wie vieles andere in diesem Buch auf der Strecke bleibt. Die Scientologymanager, so darf der Leser erleichtert zur Kenntnis nehmen, bereicherten sich ja "persönlich" gar nicht, verzichteten auf teure Uhren und Autos und lebten gar - wie der Scientology-Chef David Miscavige mit "weniger als 1000.000 DM" Jahreseinkommen - "unterhalb der Armutsgrenze". Sie reinvestierten nämlich das meiste eingenommene Geld wieder in den "Kreislauf" des Systems. [16] Ach so, wenn sich die Scientologyführer für das von ihren Opfern ergaunerte Geld keine "Rolls-Royce"-Autos kaufen, sondern "bloß" ihre diktatorische Machtposition finanzieren, ist die Sache in Ordnung?

Gehen Kritiker mit Scientology um wie die Nazis mit den Juden?

Ungleich gefährlich als die - bei rechter "Dosis" von ihnen als gut und nützlich eingestufte - "Firmenphilosophie" Scientology erscheinen den Autoren jene Kritiker, die Scientology etwas härter zeichnen. Leute, die "Scientology" - wohlgemerkt nicht die menschlichen Opfer von Scientology, sondern das unterdrückerische Psychosystem - mit karikaturförmigen Tiervergleichen wie "Krake" belegten, seien die wahren "totalitären" Feinde der Freiheit. Sie gingen mit "Scientology" exakt so um, "wie die Nazis mit den Juden". [17]

Hier liegt nicht etwa ein unabsichtlicher Denkfehler der Verfasser vor, wie eine Rücksprache mit dem Autor Goldner ergab, sondern es handelt sich um die bewußte Sichtweise des Autorenehepaars. Sie stimmt erschreckend mit der Sichtweise von Scientology überein.

Man glaubt es kaum, und doch ist es so: Die von Scientology herausgegebene üble Hetzbroschüre "Haß und Propaganda - Sanktioniert und betrieben von Medien und Behörden" aus dem Jahr 1993 wird von Christ und Goldner mit den Worten empfohlen: "Darin findet sich der akribische Nachweis, daß die Nazimethode des Tiervergleichs häufig und detailgetreu auf Scientology angewendet wird. Die Broschüre beschämt bestimmte Politiker und Journalisten ähnlich wie das Eigentor den Schützen. Das Material beeindruckt so stark, daß Scientology es ohne aufbauschenden Kommentar präsentieren kann." [18]

Fazit

Das Buch "Scientology im Management" von Christ und Goldner kann nach alledem gewiß nicht mehr als "Standardwerk" zur Aufklärung der Wirtschaft gelten. Es muß vielmehr eher als eine ahnungs- oder verantwortungslose Veröffentlichung mit fatalen, weil verharmlosenden und desinformierenden Folgen bezeichnet werden, die den Autoren "vor allem aber einen Riesenspaß" [19] brachte.

In diesem Zusammenhang ist nach der Verantwortung des Verlages zu fragen, der Anfängern eine solche Plattform zur Verbreitung ihrer Thesen verschaffte.

Auch diejenigen in der sog. "Expertenszene", die das meist - wie eingeräumt wurde - "nur diagonal gelesene" Buch bisher lobten und empfahlen, täten gut daran, es endlich gründlich zu lesen und die sich aus solcher Lektüre ergehenden unabweisbaren Fragen an die Autoren Christ und Goldner zu stellen.

Anmerkungen

1: Süddeutsche Zeitung vom 19.1.96, Neueste Nachrichten, S. 1 [ Zurück ]

2: Angelika Christ/Steven Goldner, Scientology im Management, Düsseldorf 1996. S. 28 u. 35 [ Zurück ]

3: ebd. S. 75 [ Zurück ]

4: ebd. S. 74f [ Zurück ]

5: ebd. S. 76 [ Zurück ]

6: ebd. S. 76f [ Zurück ]

7: L. Ron Hubbard, Einführung in die Ethik der Scientology, Kopenhagen 1989, S. 224f. [ Zurück ]

8: Christ/Goldner, a.a.O., S. 77 [ Zurück ]

9: L. Ron Hubbard, Einführung in die Ethik, a.a.O., S. 120 [ Zurück ]

10: ebd., S. 270f [ Zurück ]

11: Christ/Goldner, a.a.O., S. 15 [ Zurück ]

12: Die Reichweite der Scientology. Auditoren-Tag 1991. Bekanntmachung einer allgemeinen Amnestie. Religious Technology Center Führungsanweisung Nr. 450 vom 6. September 1991, S. 1 und 12 [ Zurück ]

13: Christ/Goldner, a.a.O., S. 163 [ Zurück ]

14: Christ/Goldner, a.a.O., S. [ Zurück ]

15: ebd., S. 96 [ Zurück ]

16: ebd., S. 97 [ Zurück ]

17: ebd., S. 252 [ Zurück ]

18: ebd., S. 253 [ Zurück ]

19: ebd., S. 19 [ Zurück ]


Tatsächliche Grundlage für "Riesenkrake"

"In Verbindung mit den vom Bundesarbeitsgericht in seinem zitierten Beschluß (Anm.: 5 AZB 21/94; große Auszüge und Kommentar im BERLINER DIALOG 2-95 S. 16-21) festgestellten und von der Antragsgegnerin (Anm.: Bundesregierung) kritisch gewürdigten Aktivitäten des Antragstellers stellt der eigene Expansions- und Durchdringungsanspruch von Scientology eine hinreichende tatsächliche Grundlage für die angegriffene Qualifizierung als 'Riesenkrake' dar."

Aus dem Beschluß des 5. Senats des OVG Münster vom 31.5.96 (AZ: OVG Münster 5 B 993/95).


Pfr. Dr. Wolfgang Behnk, 47, promovierte mit einer Arbeit über Luthers Lehre vom freien und unfreien Willen und ist seit 1991 Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evang.-Luth. Kirche in Bayern


"... Wer die Gefahr so drastisch herunterspielt wie die beiden Autoren, bestätigt nur diejenigen, die sich bisher untätig zurücklehnten und die Gefahr als gering abwiegelten. Denn noch immer ist - wie die Autoren selbst beklagen - das Interesse in den Unternehmen sehr gering, etwas gegen die Unterwanderungen zu tun. Ausführlich gehen die Autoren auch auf die Probleme falscher Verdächtigungen ein. Dabei kann allerdings von der beschworenen Sachlichkeit keine Rede sein. Äußerst bedenklich ist zum Beispiel das seitenlange Anprangern einer Sektengegnerin. Sicher mag sie im Eifer des Gefechts schon mal über das Ziel hinausgeschossen sein, doch ohne ihr unermüdliches Engagement wäre das Thema Scientology niemals so präsent in der Öffentlichkeit. Ohne ihre Aufklärung hätten die Scientologen in den Unternehmen ein noch leichteres Spiel. Statt also die Kritikerszene zu stärken, frönen die Autoren hemmungslos ihrer Profilierungssucht. Denn zufällig sind auch sie Gründer einer Initiative, die Sektengeschädigten und Ausstiegswilligen hilft und für die sie unermüdlich in ihrem Buch werben. Gefährlich ist auch die Verharmlosung von totalitären Gruppen im Ungang mit Kritikern. (...) So manchem Betroffenen dürfte es beim Lesen dieser Passagen die Sprache verschlagen. Und jeder, der schon einmal mit totalitären Gruppen zu tun gehabt hat, weiß, mit welchen Methoden sie versuchen, ihre Kritiker mundtot zu machen.

Fazit: Bei ihrer Gratwanderung zwischen fundierter Aufklärung, wertvollen Tips, arroganter Besserwisserei und gefährlicher Verharmlosung stürzen die Autoren des öfteren ab..."

Quelle: Auszüge aus der Rezension von Bärbel Schwertfeger in "Blick durch die Wirtschaft", 11. Oktober 1995


Drei Fragen zur Diskussion
um die Einschätzung von Scientology

Das Buch der frischgebackenen Scientology-Experten Christ und Goldner hat es geschafft, die Debatte unter Fachleuten in Deutschland für ein paar Monate von Grundsatzfragen hin zum Streit über Scheinprobleme und Scheinlösungen abzulenken.
Wir schlagen vor, mit Hilfe von drei Fragen wieder zur Sache zu kommen.

I.

"Das Unternehmen Scientology ist alles andere als ein bedrohlich wachsendes Unternehmen", wollen Christ und Goldner vermitteln. "Bei mehreren Millionen Dollar bzw. Mark Aufwand pro Verfahren wird selbst die berühmte 'Kriegskasse' von Scientology ausbluten."

Ist dies wieder ein Rechenfehler oder eine gravierende Fehleinsch¨tzung?

Ist es nicht vielmehr so, daß die Geldmittel von Scientology vorerst unerschöpflich sind und die Geldmittel für Prozeßkosten ("Kriegskasse") vielleicht mindestens 60 Millionen DM betragen? Seriöse Scientology-Kenner wie Prof. Abel gehen von einem geschätzten Jahresumsatz allein der Hamburger Scientology-Filiale von 150-400 Millionen aus! (Vgl. in diesem Zusammenhang seine erhellenden Ausführungen dazu, "Wie sich Prozesse rechnen" in BERLINER DIALOG 1-96, S. 2)

Ist Scientology wirklich wirtschaftlich schon auf dem absteigenden Ast?

II.

"Wann immer wir den Hintergrund einer Kritik an Scientology untersucht haben, fanden wir strafbare Handlungen, für die die Person oder Gruppe - gemäß den existierenden Gesetzen - hätte ins Gefängnis kommen können. Wir fanden niemals Kritiker der Scientology, die keine kriminelle Vergangenheit hatten" behauptete Hubbard. Geht es bei den aktuellen scientologischen Kampagnen also um (unangemessene) Opferidentifikation oder nicht vielmehr um aggressiven "Tätervergleich"? Christ und Goldner fragen: "Wie kommen einzelne Kritiker dazu, mit Scientology so umzugehen wie die Nazis mit den Juden?" Sie wollen damit doch wohl nicht den unmöglichen "Opfervergleich" herstellen, den auch die Scientologen nicht behaupten. Sie kommen damit aber fatalerweise zur selben Gleichung wie die Scientologenkampagne: Kritikermethoden = Nazimethoden.

Will sich Scientology wirklich als Opfer darstellen oder will Scientology die Kritiker als Nazis oder wenigstens Unbelehrbare abstempeln?

III.

Christ und Goldner bestreiten die Existenz einer ausschlaggebenden Ideologie bei Scientology und behaupten allen Ernstes, Scientology wende "im operativen Geschäft eine vorwiegend weltliche Firmenphilosophie an. Deshalb fehlt der ideologische Nährboden für die Mystifizierung von Gewalt." Das spreche sogar gegen die Gefahr einer Radikalisierung von Scientology und gegen mögliche Anwendung von Gewalt - von tatsächlich bereits angewandter Gewalt wollen die Autoren erst gar nichts wissen, so etwas gebe es gar nicht.

Wenn es aber doch eine Ideologie geben sollte, sei dies kein Grund zur Beunruhigung, denn "wieder gilt: Ideologie, Philosophie und Weltanschauung können Sie getrost ignorieren!"

Durch das Buch zieht sich stattdessen de These, das Entscheidende seien nicht die Inhalte, sondern: "... das Herzstück totalitärer Konzepte: die Methode!" oder "das Herzstück totalitärer Gruppen: ihre Methode!"

Als Kennzeichen totalitärer Gruppen benennen Christ/Goldner noch

"Viele Kritiker ließen sich bisher von den Punkten 1 bis 4 ablenken."

In Wirklichkeit komme es aber nur auf einen weiteren, ihren fünften Punkt an:

Diese Methoden (gemeint wohl: ihre Aufdeckung) seien der "strategische Hebel" "um totalitäre Gruppen endlich erfolgreich zu bekämpfen." Wirklich? Bereits die genannten fünf Punkte verschieben die Akzente vom Wesensmerkmal des Totalitarismus, dem uneingeschränkten, eben "totalen" Verfügungs- und Herrschaftsanspruch, hin zu seinen sekundären Kennzeichen und Äußerungsformen.

Die Frage nach der Macht ("3. Dynamik") und dem Wertesystem ("Ethik") wird eskamotiert, der Totalitarismus-Begriff im Ganzen wird damit entpolitisiert.

Bisher wurde der Totalitarismus gerade inhaltlich, nämlich als ein Prinzip, und nicht als eine Methode beschrieben, z.B. im dtv-Lexikon 1995:

Totalitarismus [lat.], das Prinzip jener polit. Herrschaft, die einen uneingeschränkten Verfügungsanspruch über die von ihr Beherrschten stellt. Im Unterschied zur autoritären dehnt die totalitäre Herrschaft ihren Verfügungsanspruch über die öffentlich-gesellschaftl. Sphäre hinaus auf den Bereich des Persönlichen, d.h. v.a. auf Selbstverständnis und Gewissen des einzelnen aus. Ziel totalitärer Herrschaft ist es, ein umfassendes neues Wertsystem durchzusetzen und in ihrem Machtbereich einen neuen Menschen zu schaffen. Als sekundäre Merkmale des T. ergeben sich dabei u.a. polit. Diktatur, geistige Manipulation der Bevölkerung, Terror gegen einzelne und Gruppen, die sich nicht fügen oder als potentielle Gegner gelten, und Politisierung der Privatsphäre.
Die Redefinition des Begriffs "totalitär" vom "uneingeschränkten Verfügungsanspruch" hin zu "unangemessenen Methoden" und damit von Qualitäten zu Quantitäten gipfelt folglich in der Aussage von Christ und Goldner über "solche Systeme": "Es verhält sich wie in der Medizin: Die Dosis entscheidet darüber, ob ein Stoff nützlich oder giftig wirkt!" Manchmal hilft also weniger, manchmal mehr?!

Geht es bei Scientology wirklich nur um "ideologiefreie", dosisabhängige Methoden oder um ein totalitäres System?

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